Einmal Sonnengruß und zurück: Das 2. Wochenende der Yogalehrer-Ausbildung

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Während das erste Wochenende der Yogalehrer-Ausbildung bei CoolYoga coronabedingt unter einem sehr theorielastigen Stern stand, war das zweite dann das genaue Gegenteil: Es wurde richtig praktisch.

Das erste Kennenlernen vor sechs Wochen hatte noch digital auf Zoom stattgefunden, dieses Wochenende trafen wir uns endlich alle live. Sowohl bei CoolYoga in Bochum als auch im Dortmunder Studio gibt es zwei sehr großzügige Kursräume, so dass ausreichend Abstand auch bei rund 20 Leuten kein Problem war und wir uns trotzdem richtig kennenlernen durften.

Auch die Rituale, die am ersten Wochenende schon etabliert wurden, wiederholten sich:
Jeder Tag startet mit einer Pranayama- oder Meditationspraxis und wird mit einer langen Asana-Praxis und einem gemeinsamen Mantra beendet.

Uns begleitet ein ganz bestimmtes Mantra durch die Ausbildung:

Shiva Shiva Shiva Shambho
Mahadeva Shambho

Übersetzt werden kann das Mantra in etwa so:

Oh Shiva, du bringst alles Gute. Oh großer Gott, führe mich zum Höchsten Heil.

Ein schöner Begleiter für diesen Weg, den wir eingeschlagen haben.

Ich habe bisher überschaubare Erfahrungen mit dem Mantra singen oder chanten, bin aber schon jetzt ziemlicher Fan. Wenn ein großer Raum vom gemeinsamen Gesang ausgefüllt wird – das ist schon etwas ganz besonderes.

Aber wie war das zweite Wochenende nun eigentlich?

Yoga für Beginner*innen – gar nicht so einfach, wie’s klingt

Am Samstag trafen wir uns schon um 8 im Bochumer CoolYoga-Studio. Der Vormittag stand dann ganz im Zeichen von Yoga für Beginner*innen – für uns ganz wichtig, da wir nach bestandener Prüfung nicht nur Beginner*innen- und Level-1-Klassen unterrichten werden, sondern gerade eine Praxis für Anfänger*innen gar nicht so einfach aufzubauen ist. In einer Klasse aus lauter erfahrenen Yogis ist es kein Problem, alle Schüler*innen Ujjayi üben und in einen aufrechten Sitz kommen zu lassen – entweder sind alle so geübt, dass sie gut aufrecht sitzen können oder sie wissen sich zu helfen. Anfänger*innen dagegen wissen mit Block oder Bolster noch gar nichts anzufangen (woher auch?!) oder trauen sich nicht, nach Hilfsmitteln zu fragen.

Übrigens: Selbstverständlich brauchen nicht nur Anfänger*innen Unterstützung durch Hilfsmittel, seien es Blöcke, Gurte oder einfach gebeugte Knie, das haben wir spätestens in den praktischen Beispielen gemerkt. Auch wir, die wir alle schon jahrelang Yoga üben, und vielleicht auch das Gefühl haben, zumindest die klassischen Asanas aus dem Sonnengruß schon gut zu beherrschen, haben schnell gemerkt, wie herausfordernd diese Asanas bleiben, wenn man wirklich darauf achtet, ob die Wirbelsäule neutral, die Schultern nach außen gedreht, die Händer richtig platziert sind – und wie sehr Hilfsmittel jedem Yogi helfen können.

Shat Karma Kriyas – die 6 Handlungen der Reinigungen

Nach der Mittagspause widmeten wir uns dann einem ganz anderen Thema: den in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben Kriyas, also Reinigungstechniken, die auch im Ayurveda angewandt werden.

“Diejenigen, die zu dick oder zu träge sind, müssen sich zuerst den sechs Reinigungsübungen unterziehen (bevor sie Pranayama üben). Diejenigen, bei denen die drei doshas im Gleichgewicht sind, brauchen sie nicht zu üben.”

(Hatha Yoga Pradipika, Verse 21 – 37)

Zu den sechs Reinigungsübungen gehören:

  • Dhauti: die innere Reinigung von Speiseröhre und Magen durch ein 15 Ellen langes Stoffband, das verschluckt und wieder hervorgezogen wird
  • Basti: die Reinigung des Enddarms oder schlicht: Einlauf
  • Neti: die Nasenreinigung durch einen in Öl getränkten Faden oder ein Neti-Kännchen
  • Trataka: die Augenreinigung durch das Fixieren eines kleines Gegenstandes, z. B. einer Kerzenflamme
  • Nauli: die Reinigung der inneren Organe das das Anspannen und Lösen der Bauchmuskulatur und des Zwerchfells
  • Kapalabhati, einer Atemtechnik, die allerdings nicht zum Pranayama gehört

Zugegeben: Einige der Reinigungsübungen klingen ziemlich unzugänglich (googelt gern mal Dhauti – erschreckend und beeindruckend zugleich), andere wie z. B. Kapalabhati kenne ich schon aus meiner Yogapraxis. 

Meine Lieblingserfahrung an Tag 1 war auf jeden Fall das gemeinsame Üben von Nauli. In Vollendung sieht diese Reinungstechnik wahnsinnig beeindruckend aus – und auch die Vorübungen fühlten sich schon so an. Dass ich durch eine Verkettung unglücklicher Umstände kein Mittagessen bekommen hatte, stellte sich jetzt zudem als doch ziemlich glücklicher Umstand dar.

Der Tag der 100 Sonnengrüße

War der Samstag schon praktisch, wurde der Sonntag im Dortmunder CoolYoga-Stude noch praktischer – immerhin haben wir bestimmt 100 Sonnengrüße geübt. Warum? Nun: Thema des Tages waren Assists und Ansagen.

In Zweiergruppen aufgeteilt haben wir bis zur Mittagspause das Assistieren und das erste vorsichtige Ansagen des Sonnengrußes geübt. Orientieren konnten wir uns am Asana Workbook, das die tollen Lehrerinnen und Mentorinnen extra für die Yogalehrer-Ausbildung entwickelt haben.

Mein Highlight waren nach der Mittagspause die aufregensten – ja, vielleicht 1 oder 2 Minuten des ganzen Wochenendes. Wir haben alle zum ersten Mal einen Sonnengruß für die ganze Gruppe angesagt und gleichzeitig geübt, uns konstruktives Feedback zu geben. Wow – hat das Spaß gemacht! Auch wenn man durch einen Sonnengruß ja wie nichts durchfließt, diese paar Minuten haben mich noch einmal so sehr darin bekräftigt, dass ich mit der Ausbildung den richtigen Weg gehe. Es war richtig richtig toll.

Gleichzeitig glaube ich, dass auch die Gruppe durch diese ersten Ansagen noch ein Stück zusammengerückt ist. Das Feedback war immer ehrlich, aber total wohlwollend und immer konstruktiv. Ach, war das schön!

Den Abschluss des Wochenende machte Sina mit einer zweistündigen Praxis, die auf den gestrigen Tag aufbaute. Wir haben ungefähr jedes Hilfsmittel genutzt, das zur Verfügung steht. Für mich war das total ungewohnt. Ich nutze ungefähr nie Hilfsmittel – wenn ich ehrlich bin aus Ego-Gründen (asmita lässt grüßen). Totaler Quatsch, ich weiß.

 

Immernoch die richtige Entscheidung!

Hach! Ein schönes Wochenende war’s! Ende Juni geht es für die Intensivwoche in Steinbergs Wildewiese, ein Hotel im Sauerland. Nur noch drei Wochen!

Ach so: Ihr erkennt es vielleicht – die Fotos sind natürlich weder in Dortmund, noch in Bochum bei CoolYoga gemacht worden, sondern in meinem kleinen Yogazimmer. Nächstes Mal denke ich dran!

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