Die Yogalehrer-Ausbildung im Oktober oder: ein Zwischenfazit
Nachdem die letzten Wochenenden der Yogalehrer-Ausbildung alle doch recht intensiv waren, stand das letzte Wochenende im Oktober etwas dahinter zurück. Es war ein bisschen wuselig und hatte nicht diesen intensiven Effekt, den die vergangenen Wochenende auf mich gemacht hatten.
Inhaltlich gab es tatsächlich auch nicht viel Neues. Wir haben weiter das assistieren geübt – dieses Mal waren die Rückbeugen dran – und noch einmal über das Thema Sequenzing gesprochen. Dass das zentraler Teil der Yogalehrer-Ausbildung bei CoolYoga ist, hatte ich ja schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt. Auch das Thema Philosophie, genauer die großen Yoga-Wege, stand noch einmal auf dem Plan.
Ich könnte den Blogartikel damit hier beenden – mache ich natürlich nicht. Denn das Wochenende hat mich – gerade weil es so unstrukturiert war – etwas anderes gelehrt, was mir erst ein paar Tage nach dem Wochenende aufgefallen ist. Denn zugegeben: Zwischendurch war ich an den beiden Tagen etwas genervt. Vielleicht war es der „Ausbildungs-Koller“, vielleicht die Wiederholung der Inhalte oder dass wir z. B. das Asana-Workbook, mit dem wir das Assistieren üben, immer noch nicht durcharbeiteen konnten, obwohl wir schon viel weiter sein wollten. Immerhin haben wir alle viel Geld bezahlt und freuen uns auf die Wochenenden! Sollte da nicht alles perfekt laufen? Natürlich nicht – und das aus ganz verschiedenen Gründen.
Die perfekt Yogalehrer-Ausbildung? Natürlich nicht und das ist gut so!
Wir befinden uns alle in einer wirklich intensiven Zeit. Die Ausbildung startete online im Lockdown und auch wenn sich der Sommer für die eine oder andere vielleicht verhältnismäßig „normal“ angefühlt hat, ist Corona nicht verschwunden, sondern hing gefühlt die ganze Zeit wie ein dunkler Schatten über all der gefühlten Normalität.
Ganz nebenbei haben wir alle – auch unsere Yoga-Lehrerinnen und -Ausbilderinnen – auch noch unseren Alltag und den ganz normalen Wahnsinn zu wuppen. Ist es da nicht verständlich und vielleicht auch total okay, wenn bei neun Monaten Ausbildungszeit + einer Intensivwoche ein Wochenende nicht ganz so super koordiniert und durchgeplant ist?
Würde mich jetzt jemand fragen, ob ich mit der Ausbildung zufrieden bin, ob ich mich Stand heute gut vorbereitet fühle, ich würde ganz klar mit “Ja” antworten. Natürlich läuft nicht alles perfekt. Aber habe ich deswegen Angst, die Theorie-Prüfung im Dezember nicht zu bestehen? Nur, weil ich noch nicht angefangen habe, zu lernen! Habe ich Angst, die Praxis-Prüfung im Januar nicht zu bestehen? Nicht eine Sekunde. Ich fühle mich gut vorbereitet und weiß, dass ich das wichtigste Handwerkszeug mitbekommen habe und noch wichtiger: Ich habe gemerkt, wie ich als Yogalehrerin sein möchte.
So viel Gelassenheit?
Als mir das aufgefallen ist, habe ich mich kurz vor mir selbst erschrocken. Seit wann zeige ich so viel Gelassenheit?
Wie oft wurde uns am Anfang der Ausbildung gesagt, dass uns diese Zeit verändern wird. Und jaaaa, wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich nicht, wie sehr ich das geglaubt habe. Und dann kommt so ein – übertrieben gesagt – “verkorkstes” Wochenende und ich merke: Hoppla! Da hat sich wirklich etwas verändert. Denn nicht genug, dass die CoolYoga-Ausbildung wirklich fordernd ist, unsere steht Corona-bedingt außerdem nicht unter dem besten Stern. So gehören z. B. eine bestimmte Anzahl von Assistenzstunden in „echten“ Yoga-Stunden zur Ausbildung dazu. In einem durch den aktuellen Lockdown geschlossenen Yogastudio ist aber schwer assistieren. Ich bekomme die Stunden zu meiner eigenen Praxis sowieso kaum verplant, nun wird es noch schwieriger. Aber was soll’s? Wir haben die Möglichkeit, sie auch nach der praktischen Prüfung im Januar nachzuholen.
Ich kenne mich gut genug um mit Gewissheit sagen zu können: Vor einem Jahr hätte ich so noch nicht reagiert. Denn auch wenn ich dem Ende der Ausbildung gelassen entgegen blicke, bin ich weit davon entfernt, tiefententspannt zu sein.
Und das hat mir zum Beispiel die Energiearbeit mit Natascha am Oktoberwochenende gezeigt, denn da war ja doch was, was mich nachhaltig beeindruckt hat. Natascha hat mit uns eine Deep-Imagination-Übung zum Thema Schatten gemacht und uns sowohl zu unserem allerbesten „Ich“ als auch zu unserem Schatten, unserem schlechtesten „Ich“, geführt. Ich mag gar nicht weiter dazu erzählen, nur so viel: Es war schon eine intensive Erfahrung, die mir schon ein bisschen die Augen geöffnet hat. Ich zögere ein bisschen, diesen Ausdruck, „die Augen öffnen“, zu verwenden. Denn eigentlich habe ich bei der Übung nichts erfahren, was ich nicht schon gewusst oder besser geahnt habe. Aber diese in Anführungszeichen „schlechteste“ Version von mir zu erkennen, die mir gar nicht so unbekannt ist… Das war schon schwierig, ohne dass es mir den Boden unter den Füßen weggerissen hätte
Mein Zwischenfazit zur Ausbildung passt daher gut: Ich fühle mich nicht nur gut aufgehoben, sondern auch gut ausgebildet. Ich lerne wahnsinnig viel, über Yoga, über die Therapie und Praxis, und auch über mich, meine eigene Praxis und das, was wir mir wichtig ist. Und ich bin mir sicher, dass ich auf dem Weg bin, eine gute Yoga-Lehrerin zu werden.